Etappe 40, 26.9.2014, 9:45-17:15
(~5,5), 22 km
Schlafe
bis 8, nach der letzten kalten Nacht genieße ich regelrecht das tolle Bett!
Den
Aufenthalt im Onki Xin empfinde ich wie einen kleinen Urlaub vom GR11. Eine
sehr empfehlenswerte Herberge!
Das
4-Euro Frühstück ist zwar ohne Herzhaftes, aber es gibt Kaffee so viel man will.
Packe
in Ruhe, verabschiede mich von der sehr netten Wirtin und komme erst um 9:45
von diesem schmucken Hostal los.
Der erste Teil geht praktisch nur durch Wald, aber es ist angenehm, bei der Sonne im Schatten zu laufen. Ich bin heute wohl der erste auf diesem Weg, da ich alle 2 m Spinnweben im Gesicht habe.
Izaba Kirchturm |
Onki Xin |
Der erste Teil geht praktisch nur durch Wald, aber es ist angenehm, bei der Sonne im Schatten zu laufen. Ich bin heute wohl der erste auf diesem Weg, da ich alle 2 m Spinnweben im Gesicht habe.
Kurz vor 12 Uhr bin ich schon am Collado, obwohl ich kein Tempo gelaufen bin. Dort ist es so angenehm bei dem schönen Wetter, dass ich spontan eine gute Stunde raste und die Aussicht genieße.
Vom nebenliegenden Hügel knipse ich noch ein paar schöne Panoramas und ziehe um 13:15 weiter.
4 Stunden später bin ich in Ochagavia. Der Schotterweg dahin zieht sich ein wenig und wirkt monoton, da es überwiegend durch den Wald geht. Da hilft nur Tempo hochhalten und wie ein Hamster im Rad weiterlaufen
Vogelschiessstand |
Viehbarriere |
Nach dem obligatorischen Espresso + Cerveza in der ersten Bar gehe ich Richtung Kirche, um mir eine Unterkunft zu suchen.
Als ich eine ältere Dame frage, wo ein Hostal offen hat, kommt zufällig ihre Tochter dazu, öffnet die Tür und eine Minute später habe ich 1 Zimmer für 25 Euro im Haus Iseba bei Senora Anna als einziger Gast. Ich wurde soeben förmlich von der Straße gezerrt. Aber in ein gepflegtes Haus, mit dem ich zufrieden bin!
Schaue mir noch ein wenig Ochagavia an. Ein netter Ort, etwas lebendiger als Isaba, könnte aber auch daran liegen, dass heute Freitag ist und die Leute aus sind.
Übernachtung: Hostal Iseba, 30 Euro (inkl. Frühstück mit Serrano-Schinken)
Etappe 41, 27.9.2014, 9:15-17:15 (~7),
24 km
Das
Frühstück mit Schinken steht wie gewünscht um 8 Uhr in der Unterkunftsküche bereit
und schmeckt herrlich.
Komme kurz nach 9 Uhr los, das Wetter ist angenehm sonnig wie schon seit 3 Tagen.
Ochagavia |
Komme kurz nach 9 Uhr los, das Wetter ist angenehm sonnig wie schon seit 3 Tagen.
Hinter der Kirche beginnt auf dem Weg zum Ordenskloster Muskilda auch gleichzeitig ein Kreuzgang hinauf, wo man die 12 Stationen am Wegesrand passiert.
Im
Schatten des Waldes läuft es sich gut aufwärts, nach 45 Minuten easy going
mache ich Rast an den Steinbänken vor der Muskilda, inklusive guter
Wasserquelle.
Der
gesamte Weg heute ist durchgehend gut markiert, die Marker sind ganz neu, wenn
man nach der Frische der Farbe geht.
Kurz vor Abodi Oeste |
Je näher ich dem Kamm Abodi Oeste komme, umso windiger wird es. Oben angekommen herrscht regelrecht Sturm.
Da man nach Hiriberri oben den Kamm entlang laufen muss, bin ich die nächsten 2 Stunden dem 100km/h schnellen Wind von der Südseite ausgesetzt. Das macht das Laufen zwar relativ unangenehm, aber ich habe keine Wahl.
Kurz
vor dem Berrendi verpasse ich am letzten Kuhgehege die Markierung, die südlich
um diesen führt. Ich laufe einfach den Schotterweg weiter und umgehe ihn
nördlich, was aber kein Problem darstellt, da dieser auch nach Hiriberri führt.
Als ich kurz nach 5 Uhr ankomme, wirkt das Dorf sehr „cerrado“, also geschlossen. Hostal Alaize hat dicht, bei Casa Iribarren macht eine junge Frau zwar die Tür auf, aber die haben auch nicht geöffnet.
Diese zwei kamen plötzlich aus dem Gebüsch |
Hiriberri |
Als ich kurz nach 5 Uhr ankomme, wirkt das Dorf sehr „cerrado“, also geschlossen. Hostal Alaize hat dicht, bei Casa Iribarren macht eine junge Frau zwar die Tür auf, aber die haben auch nicht geöffnet.
Sie ist aber so nett und begleitet mich zum Haus von Senora Felicitas, eine sehr sympathische ältere Dame, die mir in ihrem Casa Etxea ein Zimmer gibt. Ich bin mal wieder der einzige Gast. Fürs Frühstück ist alles in der Cocina libre vorhanden: Kaffee, Brot, Tee und ein voller Kühlschrank.
Berrendi von Hiriberri aus gesehen |
Casa Etxea |
Zufrieden, überhaupt ein Zimmer zu haben, schaue ich mir die verbleibenden Routen auf den Karten an.
Es ist knapp, noch 6 Etappen und 5 Tage Zeit dafür, wenn ich am Atlantik wenigstens einen Tag übrig haben möchte.
Abends gehe ich noch in die Bar des Dorfes. Bei Bier und Jamon-Tapas schaue ich mit den anderen 2 Gästen ein Liga-Fußballspiel mit Messi als zweifachem Torschützen an.
Wir
reden zwar viel über Fußball, aber das Thema WM 2014 wird dezent übergangen.
Übernachtung:
Casa Etxea, 40 Euro (inkl. Frühstück zum Selbermachen).
Etappe 42, 28.9.2014, 11:00-16:30
(~5), 18 km
Als
ich um 7 Uhr wach werde, regnet es.
Mache
mir Kaffee in der cocina libre und frühstücke beim spanischen Frühstücksfernsehen
den Wetterbericht abwartend.
In Hiriberri |
Richtung Orbara |
Bei
Pamplona bewölkt, aber trocken. Mal schauen, ob sich das bewahrheitet.
Als
der Regen um halb 11 aufhört, starte ich, nicht ohne mich herzlich bei Senora
Felicitas zu bedanken.
Die ist echt süß, drückt mir herzlich die Hand und wünscht mir einen „buen camino“.
Die ist echt süß, drückt mir herzlich die Hand und wünscht mir einen „buen camino“.
Richtung
Orbara, geht es erst mal bergab ins Tal des Irati. Vor Orbara am
gegenüberliegenden Hang höre ich plötzlich Schüsse mit allerlei Gegröle dabei. Da
ballern offensichtlich ein paar Sonntagsjäger in der Gegend herum.
Ich frage mich spontan, was besser ist: wenn die mich sehen, oder wenn nicht.
Orbara |
Kirche in Orbara |
Ich frage mich spontan, was besser ist: wenn die mich sehen, oder wenn nicht.
Sie
sehen mich wohl nicht, und ich komme unverwundet in Orbara an.
An der Kirche links vorbei ist man kurz dahinter wieder aus dem Ort heraus.
Die
Sonne kommt auch zum Vorschein, das Wetter ist jetzt schwül. Der Aufstieg ist hierdurch
trotz gemäßigten Tempos schweisstreibend.
Doch
je höher ich komme, umso moderater das Wanderwetter. Der Weg ist durchgehend
super markiert, brauche weder Karte noch Führer. Die Etappe kommt mir absolut
flach vor, was sie im Vergleich zu den Zentral-Pyrenäen ja auch ist. Ich hetze heute
nicht und bin doch um halb 5 in Burguete.
Direkt am Ortseingang ist eine Bar, wo ich einkehre. Der nette Wirt organisiert mir wie selbstverständlich ein Zimmer per Telefon für 25 Euro im Casa Pako. Das Haus liegt direkt an der Hauptstraße von Burguete.
Schaue mir noch ein wenig den Ort und den Einstieg für morgen an. Abends esse ich im einzigen offenen Restaurant Loizu, es schmeckt ein wenig nach Nebensaison.
Casa Pako |
Kirche in Burguete |
Direkt am Ortseingang ist eine Bar, wo ich einkehre. Der nette Wirt organisiert mir wie selbstverständlich ein Zimmer per Telefon für 25 Euro im Casa Pako. Das Haus liegt direkt an der Hauptstraße von Burguete.
Schaue mir noch ein wenig den Ort und den Einstieg für morgen an. Abends esse ich im einzigen offenen Restaurant Loizu, es schmeckt ein wenig nach Nebensaison.
Burguete |
Als
ich zurück komme unterhalte ich mich noch mit Pedro, dem Vater der verreisten Wirtin
von Casa Pako.
Er sagt mir wenigstens noch einen Kaffee für morgen früh zu, da es kein Frühstück gibt. Ein sehr Netter!
Er sagt mir wenigstens noch einen Kaffee für morgen früh zu, da es kein Frühstück gibt. Ein sehr Netter!
Übernachtung: Casa Pako, 25 Euro.
Etappe 43, 29.9.2014, 08:30-11:45
(~3), 10 km
Der
Tag beginnt mit einer Tasse Kaffee von Pedro, die ich vor der Tür an der Straße
zu einer Zigarette trinke.
Ich
staune nicht schlecht, wie viele Pellegrinos, also Pilger des Jakobsweges,
schon auf der Straße unterwegs sind! Ich zähle in den 7 Minuten vor der Tür 11.
Fast alle in Turnschuhen und 20-Liter-Rucksäcken unterwegs. Ein anderes
Erlebnis halt.
Pellegrinos in Burguete |
Morgenstimmung |
Pedro
drängt ein wenig zur Verabschiedung, er müsse zu seinen Kühen, wie er sagt, und
fragt noch, ob er mich alleine lassen könnte. Si gracias, antworte ich und
werde das Gefühl nicht los, dass er seine Kühe für selbständiger als mich hält.
Aber ein lieber Typ!
8:30 Uhr gehe ich los. Folge den Markierungen und habe permanent das Gefühl, in die falsche Richtung zu laufen. Da es die ganze Zeit durch den Wald geht, merke ich erst an einer Lichtung, dass der Weg mittlerweile nach Westen, also richtig läuft.
Urrerreka |
Herbstblüten |
2 Stunden später bin ich auf dem Coll Aldaparri mitten in den Wolken. Ich folge dem Zaun wie im Guide beschrieben und überquere ihn insgesamt 3x. Hätte ich mir aber sparen können, wenn ich rechts am Zaun geblieben wäre.
Um 11:45 Uhr erreiche ich Sorrogain, just als es zu regnen anfängt. Die Wirtin dort ist sehr nett und gibt mir ein Zimmer mit Etagenbett ganz für mich alleine, da nicht viel los ist. Das Refugio macht einen guten und gepflegten Eindruck, man fühlt sich gleich wohl.
Aldaparri |
Aldaparri |
Da ich durch die frühe Ankunft den ganzen Nachmittag frei zur Verfügung habe, gehe ich ein wenig durch die Wälder, um vielleicht ein paar Pilze zu finden.
Doch statt Pilzen bringe ich nur 5 Zecken mit, die ich aber vor dem Duschen aus den Kleidern entfernen kann, bevor sie sich irgendwo einnisten können.
Den
Rest des Tages regnet es fast durchgehend, so verbringe ich die Zeit mit
Internet und spanischen Illustrierten, bis um 8 das gute Essen serviert wird.
Die
andere Hälfte der Übernachtungsgäste heute ist Manuel, ein Mallorquiner auf dem
Weg zum Atlantik und anschließend nach Santiago de Compostella.
Tal Sorogaingo Erreka |
Refugio Sorogain |
Er
macht diesen Weg, da er 3 Monate offiziell arbeitslos ist, bis er seinen
bisherigen Job wieder antreten kann. Er erklärt mir auch, wie in Spanien die
Zeitarbeit massiv Einzug hält und dadurch mehr Arbeit vernichtet, als schafft.
Aber nur so hat er die Möglichkeit, eine Pilgerreise zu machen.
Unfreiwillig. Was für ein Motiv zu pilgern. Ich denke an meine Reise hier, die wurde nur aus reinem Wunsch möglich. Und nicht, weil mir jemand sagt, ich hätte nun Zeit, fang etwas damit an!
Einerseits finde ich es traurig, so auf diesen Weg zu kommen. Andererseits bewundernswert, was er daraus macht.
Übernachtung:
Refugio Sorogain, 27 Euro (HP).
Etappe 44, 30.9.2014, 08:15-17:15
(~8,5), 26 km
Als
ich um halb 7 wach werde, schüttet es aus allen Rohren.
Pünktlich
mit dem aufkommenden Tageslicht hört es aber Gott sei Dank auf.
So
kann ich nach dem typischen Refugio-Frühstück schon kurz nach 8 Uhr starten.
Manuel
ist schon 10 Min früher los. Er will auch nach Elizondo, aber einen anderen Weg
laufen, nicht den GR11. In diesem Sinne hat er Glück, denn das soll noch ein
interessanter Tag werden.
Den Weg zum Tal Odia finde ich ohne Probleme. Es geht ganz nett herauf, aber alles ist nass und rutschig und ich sage mir: gib lieber Acht!
Coll Aratun |
Coll Aratun in Wolken |
Den Weg zum Tal Odia finde ich ohne Probleme. Es geht ganz nett herauf, aber alles ist nass und rutschig und ich sage mir: gib lieber Acht!
Komme pünktlich am Coll Aratun an, wo es aus dem Wald direkt auf eine Wiese geht, die heute in einer dichten Wolke eingeschlossen ist.
Nun
fängt ein Abenteuer an, ich weiß es da aber noch nicht.
Viele Bunkeranlagen im span.-franz. Grenzgebiet |
Ich sehe nicht viel, es gibt zwar viele Markierungen unterwegs, aber die Sicht ist bei etwa 20m und erlaubt nur ein Vorwärts von Marke zu Marke.
Aber alles klappt wunderbar und ich erreiche Urkiaga, die Passstraße N138 zwischen Spanien und Frankreich, am höchsten Punkt praktisch ohne Probleme.
Es
geht von dort aus zuerst durch Wälder bergauf.
Als ich auf die Weiden vor Arguinzu komme, wo man praktisch nichts mehr sehen kann, beginnt ein kleiner Horrortrip. Die Wolken sind so dicht, dass ich nur noch nach Gefühl Richtung Westen laufen kann. Ich bin ständig unsicher, wo ich gerade bin.
Als ich auf die Weiden vor Arguinzu komme, wo man praktisch nichts mehr sehen kann, beginnt ein kleiner Horrortrip. Die Wolken sind so dicht, dass ich nur noch nach Gefühl Richtung Westen laufen kann. Ich bin ständig unsicher, wo ich gerade bin.
Etwa
2 Stunden lang bin ich in den Wolken unterwegs, die sich nicht auflösen wollen
und werden.
Das
Gelände lässt auch nicht zu, dass man sich durchgehend am Zaun orientieren kann,
was man laut Wanderführer soll.
Irgendwann
sehe ich auch keine Markierungen mehr, die laut Guide reichlich vorhanden sind.
Das verunsichert mich zusätzlich, auf dem richtigen Weg zu sein.
Am
Arguinzu begegne ich mitten im dichtesten Nebel einem älteren französischen
Pärchen. Die wissen offensichtlich nicht, was sie gerade machen, denke ich,
haben aber GPS dabei und fühlen sich sicher. Eine Tagestour bei dem Wetter und
das freiwillig? Kommt mir absolut verrückt vor, die müssen doch nicht wie ich
von A nach B kommen! Aber jedem Tierchen sein Plaisierchen…
Laut
Guide weiß ich, dass hinter einem umgangenen Felsen der Weg links abbiegt, und
so gehe ich nach einer Felsformation intuitiv Richtung Zaun, der wieder zum
Vorschein kommt.
Just
dort befindet sich der markierte Übergang zu einem Pfad Richtung Wald und mir
wird bewusst, was für ein Glück ich gerade habe! Nur ein paar Meter weiter und
ich hätte die Wegwende komplett verpasst, wäre im Nebel verloren und im
nirgendwo gelandet. Glück muss der Mensch haben!
Elizondo in Sichtweite |
Elizondo |
Doch bis ich Sicht und Sicherheit habe, muss ich noch eine Weile bei einsetzendem Regen weiterhin von Markierung zu Markierung durch die Wolken laufen. Erst an der Grenze zu Frankreich, wo man an einem Bordero-Zaun entlang läuft, wird es etwas besser.
Nach etlichen Pfaden durch Wald- und Farnabschnitte komme ich endgültig raus aus den Wolken und in einem Lärchenwald an. Von da über Forst- und Wirtschaftswege brauche ich noch einige Zeit über die durch den Regen verschlammten und glitschigen Passagen, bis ich in Elizondo bin.
Als
ich die Stadt erreiche, schaue ich zurück und die letzten Stunden kommen mir irgendwie
surreal vor.
Ich
checke im Hotel Saskaiz ein und fühle mich mental ganz schön erledigt.
Nach
einer Dusche und kurzer Pause sehe ich mir noch ein wenig die Stadt an. Und
obwohl ich selber aus einer Millionenstadt komme, herrscht mir dort irgendwie
zu viel Trubel.
Zurück
im Hotel wasche ich noch Socken und Shirt und falle buchstäblich ins Bett.
Übernachtung:
Hotel Saskaitz, 37 Euro.
Etappe 45, 01.10.2014, 08:45-19:00
(~8,5) +1, 36 km
Da
es im Hotel erst um halb 10 Frühstück gibt, nehme ich nur den gestern
zugesagten Kaffee von der netten Rezeptionistin um halb 9 entgegen.
Elizondo am Morgen |
Tontauben am Wegesrand |
Es
ist heute eher eine langweilige Etappe, bis auf den Teil wo ich einen Pfad
gehe, der voller Tontaubenscherben ist und etwa 50 Meter weiter über mir auf
solche geschossen wird. Ein seltsamer Sport, wenn man ihn in dichten Wolken
betreibt, denke ich.
Bei
Inaberri, dem höchsten Punkt des Tages, treffe ich einen Spanier, der nach
Lesaka unterwegs ist. Wir tauschen uns kurz über unsere Wege aus und sollen uns
hinter Palomares wiedersehen.
Denn am Hügel-Restaurant verlaufe ich mich kurzerhand und schlage erst nach einem Abstecher auf der Straße den rot-weiss markierten Weg wieder ein.
Der freundliche Wanderkollege |
Plötzlich ruft der spanische Wanderkollege hinter mir etwas aus der Ferne, als er mich sieht. Ich warte auf ihn, da er scheinbar etwas möchte.
Er erklärt mir, dass ich mich hier auf dem GR 11.3 nach Lesaka befinde und nicht nach Bera, wie ich ihm vorhin berichtet habe.
Die
Markierungen des GR 11.3 sind ebenfalls rot-weiss, weswegen ich diesem Irrtum aufgesessen
bin. Dankbar laufe ich zurück zur verpassten Ausschilderung, die sich genau an
der Grenze zu Frankreich befindet und mit 1 Stunde Verlust bin ich glücklicherweise
wieder auf Kurs.
Col Lizarrieta |
Am
Col de Lizarrieta, dem Grenzübergang mit Aussichtspunkt zwischen Spanien und
Frankreich, gibt es eine Bar, wo ich mir einen Espresso gönne, bevor es über
einen Wirtschaftsweg nach Bera weiter geht.
Erst
gegen 19 Uhr erreiche ich das Tagesziel und habe Mühe heute eine Unterkunft zu
finden. Das Euskalduna hat geschlossen und das Hotel churrut ist ausgebucht.
Die freundliche Rezeptionistin vom churrut gibt mir aber einen Tipp: am
östlichen Ende der Stadt gäbe es noch das Hostal Auzoa, das noch geöffnet
hätte. Dort angekommen, muss man eine Handynummer anrufen, um ein Zimmer zu
bekommen, auch nicht schlecht. Kurz vor 8 Uhr habe ich ein Zimmer und erfahre
vom herbeikommenden Betreiber, dass er 5 Minuten später sein Mobiltelefon
ausgeschaltet hätte. Glück gehabt!
Bera |
Erste Palme seit dem Mittelmeer |
Wieder
einmal bin ich der einzige Gast, ich
habe die ganze Etage des Hostals für mich allein zur Verfügung.
Ich rufe zuhause an und erfahre, dass meine Ma operiert werden musste! Deswegen also habe ich sie die letzten 2 Wochen nicht erreicht, wenn ich mal Handyempfang hatte. Wir wollten dich auf deiner Reise nicht beunruhigen, höre ich. Und ich habe angenommen, dass sie wieder mal spontan verreist ist.
Ich kann darüber weder froh noch böse werden, denn ich hätte das wahrscheinlich auch so gemacht, als ich darüber nachdenke.
Rezeption von Auzoa... |
Ein
paar Tage später werde ich die großen „Kronjuwelen“ der Gallenstein-OP meiner
Ma zu Gesicht bekommen. Sie scherzt darüber: im Herbst kommen Kastanien ans
Tageslicht.
Großartiger
Humor und alles gut!
Übernachtung:
Hostal Auzoa, 25 Euro.
Etappe 46, 02.10.2014, 09:45-17:00
(~5,5). 26 km
Schon
um 7 Uhr sitze ich auf der schönen Terrasse des Auzoa, trinke einen Kaffee
dabei, genieße den Tagesanbruch und beobachte das morgendliche Treiben auf der Straße.
Terasse des Auzoa |
Bera |
Heute
ist also der letzte Tag zum Atlantik. Ich kann es irgendwie noch nicht
realisieren.
Ich habe beschlossen nach Irun die Straße zu nehmen, es ist ein paar km weniger, und die restlichen kleinen Hügel des Originalweges üben auch keinen Reiz auf mich aus. Außerdem erhoffe ich mir so auch mehr Zeit am Atlantik zu haben, um es zu genießen.
Straße nach Irun |
Endarlatsa |
Gemächlich
zelebriere ich das letzte Packen des Rucksacks und räume noch meine
„solo“-Etage auf.
Durch Bera durch, bis auf die N121, dauert schon 30 Min. Auf deren Seitenstreifen komm ich gut voran. Die Straße ist gut frequentiert und die LKW fahren teilweise sehr nah an einem vorbei, man muss schon konzentriert bleiben.
Die Bidasoa ist voller Fische |
Letzte Stärkung vor dem Ozean |
Bei
Endarlatsa hält ein entgegenkommender Radsportler spontan an und sagt mir, dass
ich nicht weiter auf der Straße gehen kann, da der kommende Tunnel für Fußgänger
verboten ist. Er zeigt mir den Wanderweg entlang der Bidasoa, der nicht auf
meiner Karte eingezeichnet ist. Sehr gut.
Auf dem schönen Weg entlang der Bidasoa erreiche ich stressfrei um 13 Uhr Irun.
Ich
brauche 90 Minuten, um durch die Stadt zu kommen und Hondarribia zu erreichen.
War
sicher nicht der kürzeste Weg, aber meine 1:50000 Karte ist halt weder Stadtplan
noch eine große Hilfe durch die Stadt.
Irun |
Kurz vor Hondarribia |
In
Hondarribia laufe ich hoch zum Arma Plaza und checke spontan im Hotel San
Nicolas ein. Ein herrlicher Ort für den letzten Aufenthalt, das Zimmer hat
Atlantik-Blick inklusive Himmelbett.
Mit
Vorfreude packe ich ein Handtuch in den Rucksackbeutel und gehe zum Cap Higuer
los.
Dort
angekommen kann ich immer noch nicht ganz begreifen, dass die letzten Meter
gelaufen sind. Heute ist das Ziel endgültig erreicht.
Arma Plaza |
Die Spitze des Leuchtturms |
Setze
mich am felsigen Cap hin und genieße bei Sonnenschein den Anblick der Brandung,
der Wellen und der Weite des Atlantiks. Zufriedenheit pur!
Ich denke an Christel und Johannes, die vor 1 Jahr hier angekommen sind und schreibe spontan eine SMS an die beiden: Yo soy a atlantico! Ich bin am Atlantik angekommen.
Cap Higuer |
Geschafft! |
Sie antworten beide umgehend mit Glückwünschen und freuen sich für mich mit!
Es
ist schön, dass sie wenigstens aus der Ferne mit dabei sind!
Das obligatorische Bad kann ich am Cap Higuer nicht nehmen, da es zu felsig an der Stelle zum Schwimmen ist, also gehe ich zum großen Strand zurück, neben der Bidasoamündung.
Leuchtturm vom Cap Higuer |
Dort ziehe ich nur die Schuhe aus und gehe samt Socken, Hose und Wandershirt ins Wasser. Wie herrlich! Selbst am 2. Oktober ist das Wasser noch warm, ich schätze 18 Grad.
Am Strand von Hondarribia |
Yes! :-) |
Nach
dem Bad sitze ich am Strand und hätte lieber diesen Augenblick mit jemandem
persönlich geteilt. Doch denke ich, wenn man alleine eine Reise macht, kann man
bei der Ankunft nicht auf Gesellschaft bestehen.
Aber die Glückwünsche per Kurznachrichten und die folgenden Telefonanrufe zu erhalten ist einfach toll!
Übernachtung:
Hotel San Niklas, 50 Euro.
3.10.2014 Hondarribia (Ruhetag)
Der
Tag besteht ganz simpel aus Ausschlafen, Infos zur Busfahrt nach Bilbao
einholen, Schwimmen gehen und in Hondarribia Sneakers kaufen. Das jedoch ist
keine einfache Aufgabe, denn es gibt keine Schuhläden in diesem Ort! Werde aber
bei einem Modeausstatter doch noch fündig. Der hortet sage und schreibe ganze 4
Modelle auf der Kellertreppe, wovon eines passt.
Abends
gönne ich mir Muscheln vor dem San Niklas. Ein Essen, was es in den Bergen
nicht gibt.
Übernachtung:
Hotel San Niklas, 50 Euro.
4.10.2014 Abreise Hondarribia >>
Köln
Die
Busfahrt geht schon in der Dämmerung nach Irun los, wo ich pünktlich den Bus
nach Bilbao erreiche. Planmäßig geht es mit dem Flieger nach Düsseldorf. Von
dort brauche ich jedoch wegen der ewigen Gepäckausgabe genauso lange nach Köln,
wie der Flug von Bilbao dauerte. Komme aber schließlich gut nach Hause.
Eine
einst verrückte Idee ist wahr geworden!
Hier
endet mein Bericht und ich möchte mit dem letzten Eintrag meiner Aufzeichnungen
im Original schließen:
„Die
Reise endet mit dem Wort, das auch jede einzelne Etappe dieser am besten
beschreibt: EINMALIG!“
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