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Etappe 10, 9.6.2013, 8:15 – 18:00 (~ 8h), 17 km
Refugio d‘Ulldeter >> Queralbs 

Etappe 10
Der Hüttenwirt hat die aktuelle Wetterlage vom Coll de Tirapits: über 1 Meter Schnee. Wenn überhaupt, dann ist der Pass nur mit Winterausrüstung und GPS möglich. Beides haben wir nicht. Also bleibt nur die Alternative über den GR 11-7 durch das Freses-Tal.

Christel ist eine halbe Stunde vor mir fertig und geht schon mal los. Ich packe noch die ganzen Klamotten zusammen, die im Vorraum die Nacht über zum Trocknen hingen.

Oberhalb von d'Ulldeter

Kaum habe ich die Hütte verlassen, ist zu sehen, dass der Schnee nur 100m oberhalb der Hütte doch liegen geblieben ist.

Es sind mehrere kleine Gruppen zu sehen, die auch zum Coll de la Marrana unterwegs sind, wo sich der GR11 und der GR11-7 trennen. Also muss man auf jeden Fall über den Marrana, oder umkehren.






Aber es klappt gut durch den Schnee und im Freses-Tal hat jemand Fähnchen als Markierung in den Schnee gesteckt, was den Weg aus dem verschneiten Bereich bei leichtem Wolkennebel sehr erleichtert.

Kurz vor dem Marrana-Pass

Es dauert nicht lange und man ist wieder im grünen Tal samt reichlichen Kuhspuren auf den Wiesen. Schon von Weitem sieht man im Tal das Refugio Coma de Vaca, wo ich eine kleine Kaffeepause mache.

Von diesem Refugio aus führt südwestlich ein Weg nach Queralbs über das Rubi-Tal (2,5h mit roten Punkten als Markierung), und der GR11-7 in nordwestliche Richtung nach Nuria (6,5h mit rot-weißen Markierungen).



 




Ich frage den freundlichen Wirt, wie ich denn den Weg nach Queralbs gehen muss, denn auf meinen gebastelten Kartenausschnitten ist der Weg nicht drauf. Er zeichnet mir auf Papier eine Skizze des Weges inklusive den markanten Punkten, wann ich wo abbiegen muss.


Kurz vor Coma de Vaca
 Als ich mich verabschiede, kommen Wolken auf und es fängt zu regnen an. Und ich finde zwar den ersten Teil des Weges nach Queralbs, aber nicht den Einstieg ins Tal. Ich suche über eine Stunde lang im Regen, Wind und Wolken, kehre immer wieder zur letzten Markierung des Weges zurück, um den Übergang von vorn zu suchen. Leider vergeblich.





Enttäuscht muss ich die Suche abbrechen und beschließe, den GR11-7 nach Nuria zu gehen, der besser markiert auf der anderen Seite des Rio Fresers geht.
Fast ständig am Hang über einen schmalen Pfad entlang, durch ein halbes Dutzend Talkehren bei beständigem Wind, Regen und Wolken bin ich 6 Stunden unterwegs.

Hier gabs nasse Füsse

Hinter Malinfern kommt eine etwa 2 m hohe und glatte Fels-Passage, die bei Regen nur in eine Richtung passierbar ist. Das wird mir aber erst bewusst, als ich diese hinter mir habe, der Rückweg ist bei diesem Wetter ausgeschlossen.






Beim Torrent de la Balma, einem steilen Bachlauf, bleibe ich stehen, und sehe eine ca. 30° steile Canaleta. Das ist eine Art Wasser- und Gesteinsabfluss, wobei die Steine hier bis zu 4m groß und heute vor allem absolut glatt sind. Ich halte inne, schaue mir dieses Hindernis an und frage mich: wie in aller Welt soll ich unbeschadet im strömenden Regen diese Canaleta hochkommen?

Ratlos zünde ich mir unterm Poncho eine Zigarette an und denke bei mir: das könnte deine letzte sein.
Ich studiere den steilen Geröllhaufen, als ich plötzlich 10 Meter höher eine Markierung links der Canaleta entdecke.
Der Weg geht links die Kehle heraus und nicht wie ich zuerst dachte mittig hinauf. Der Schreck verfliegt und ich steige vorsichtig über die rutschigen Steine und erreiche den Übergang aus der Canaleta heraus, wo auch Fixseile montiert sind. Mit deren Hilfe überwinde ich diese Passage sicher und erleichtert.

Es folgen noch einige Schneebretter, die in den Senken der zahlreichen Bäche überquert werden müssen. Hierbei muss man an den Rändern besonders aufpassen, da sie dort durch die Schmelze unterhöhlt sind und man leicht einbrechen kann. An einem dieser Übergänge ist es besonders gefährlich, da es steil abgehen könnte, hier kriege ich Gott sei Dank nur nasse Füße.
Alles in allem hat dieser Abschnitt des GR11-7 bei schlechtem Wetter wie heute erhebliches Gefahrenpotential.

Nuria
Ein paar Tage später unterhalte ich mich mit Johannes über diesen Weg. Er hat den bei bestem Wetter gemacht. Seine Erfahrung: total problemlos!
Hinter der Steinbrücke über den Torrent de Fontnegra bietet der Weg keine weiteren Hindernisse mehr.
Richtung Nuria sehe ich im Nebel noch mehrere Rehherden und ein halbes Dutzend Murmeltiere.
Nuria selbst besteht lediglich aus einem hufeisenförmigen Komplex, einem Hotel, und 3 bis 4 Häusern. Der Weg in den Ort ist gesäumt mit übergrossen Stationen eines Kreuzgangs, was auf mich eher kitschig wirkt.


Im Ort treffe ich einen jungen Mann und frage nach einer alternativen Unterkunft zum Hotelkomplex. Doch die einzige im Ort ist noch geschlossen.
So beschließe ich die Zahnradbahn nach Queralbs zu nehmen, wo mehrere Hostals zur Auswahl stehen. Ich habe dabei kein schlechtes Gewissen meiner eigenen Leistung gegenüber, da ich den doppelt so langen Umweg nur abkürze.

Queralbs
In Queralbs nehme ich das erste Hostal, das ich finde, und habe Glück. Ein sehr schönes Zimmer und eine gute Küche.
Vor dem Essen muss ich aber alles erst einmal trocknen, vor allem meinen Wanderführer, der komplett durchnässt ist und zusammenzukleben droht. So föne ich im Bad fast 2 Stunden lang abwechselnd den Guide und meine Schuhe.
Im malerischen Ortskern besorge ich anschließend etwas Proviant für den nächsten Tag, und es gibt sogar Tabak zu kaufen. Und dank WLAN kann ich endlich mal wieder per Internet Emails lesen und schreiben.
 
Der Abend ist sehr besinnlich und ich reflektiere die ganzen Situationen, in denen ich heute steckte. Und ich bin ein wenig stolz, wie sich meine heutigen Entscheidungen zum guten Ende entwickelt haben.
Diesen Tag der Tour werde ich nicht so schnell vergessen.
Morgen schlafe ich aus.
Übernachtung: Hostal Les Roquetes, 37 Euro, Frühstück 6 Euro



Etappe 11, 10.6.2013, 10:45 – 18:30 (~ 5h), 14km
Queralbs >> Puigcerda

Etappe 11
Ausschlafen bedeutet heute, schon um halb 6 wach zu sein und bis 8 im Bett liegen zu bleiben. Mir geht der gestrige Tag noch sehr durch den Kopf und in den Beinen spüre ich ihn auch noch.
Das Frühstück gibt es erst um 9 und es ist schwer das abzuwarten, so ausgehungert fühle ich mich.
Doch das Warten lohnt sich: es gibt eine herrliche Käse-Schinkenplatte zu warmen Pan (Brot) und frischem Kaffee.

Kirche in Queralbs
Oberhalb von Queralbs

Mit Elvira, der sehr netten Wirtin, tausche ich noch Daten aus.
Wir wollen wenigstens über facebook in Kontakt bleiben, da sie auch gerne draussen unterwegs ist.



 




Ich verabschiede mich von ihr und gehe zwar spät, aber eher gemütlich los, da ich deutlich spüre, wie mir der gestrige Tag noch in den Beinen hängt.


Rast im Tal Riu de Tosa



Ziel ist Planoles und der Weg dorthin ist oberhalb von Queralbs ein Traum!









Er führt durch bewaldete Talhänge, Lärchenwälder, schöne Wiesen am Waldesrand und Kiefernwälder, die einfach gute Laune machen.


Forstwirtschaft in den Pyrenäen: Lauf der Natur


 













In Planoles angekommen, hab ich noch richtig viel Zeit vom Tag übrig, laufe ein wenig durch den Ort und frage nach Unterkunft. Doch niemand kennt etwas, das gerade offen hat.

Planoles

Das Hostal am Bahnhof ist der letzte Tipp, den ich erhalte, und laufe hin.
Dort angekommen, finde ich eine offene Baustelle vor, es wird umgebaut, also leider auch nichts.


Da ich keine Lust habe heute zu campen, beschließe ich kurzerhand mit dem Zug nach Puigcerda weiter zu fahren.


Im Zug werde ich von einem Beamten in Zivil einer Personen-kontrolle unterzogen.
Er macht offensichtlich gerade bei einer Fahndung mit, denn er prüft nicht nur meine Ausweise, er will sogar meine Reiseunterlagen sehen.
Wahrscheinlich nur deswegen, weil ich dafür den halben Rucksack auspacken muss und er somit einen Blick auf den Inhalt werfen kann. Unverdächtigt und als freier Mann, komme ich in Puigcerda an.

Puigcerda liegt in einem breiten Tal und ist seit 12 Tagen der bisher größte Ort.
Miete ein grässliches Zimmer, alles kaputt und dreckig, das Wasser nur lauwarm.

Aber dafür ist es teuer. „Habitationes Maria Viktoria“: Finger weg!
In Wolfgangs Reisebericht lese ich dann abends, dass man dieses Haus unbedingt meiden sollte. Doch da Puigcerda erst für morgen geplant gewesen war, hatte ich die Beschreibung dieser Etappe leider noch nicht gelesen.


Aussicht über Puigcerda



Viel besser ist die Unterkunft am Bahnhof, Hostal Terminus, wie ich später von Christel und Johannes (den ich erst am nächsten Tag kennenlerne) erfahre.

Abends gehe ich noch etwas in der City essen. Die Geschäfte haben alle schon um halb 8 zu, aber ich habe noch genug Proviant für die nächsten beiden Tage.







Das Wetter bleibt bis abends schön sommerlich. Aus dem Fenster habe ich eine gute Aussicht, das einzig Positive dieser Herberge.
Von hier aus dem 4. Stock kann ich schon den morgigen Weiterweg erkennen.

Übernachtung: Hostal Maria Viktoria 41,50 Euro, inkl. schlechtem Frühstück.



Etappe 12, 11.6.2013, 10:15 – 17:30 (~ 6h), 15 km
Puigcerda >> Refugio de Malniu

Etappe 12
Bereits am Morgen ist es schön sonnig, es sind lediglich ein paar wenige Schleierwolken am Himmel.

Blick auf den heutigen Weg
 Gehe runter zum Frühstücken und am einzigen gedeckten Tisch finde ich vor: 3 Zwieback, 13 Kekse, 1 Stück Sandkuchen, 1 Stück Butter, 1 Marmelade, 1 Suppenschüssel als Tasse und eine halbleere Thermoskanne mit lauwarmem Kaffee.

Ich weiß sofort: der Tag kann nur besser werden! Ich spreche den Mann der abwesenden Wirtin an, dass ich gerne Brot und Käse hätte. Käse hätte er nicht, doch wenigstens 3 Scheiben Baguette bringt er mir. Was für eine Klitsche!




Ich packe noch in Ruhe und tschüss!
An Werkstatthallen vorbei und über die Brücke des Riu d’ Aravo geht es zunächst über die Straße nach Saneja. Im Ort selber macht man nur einen Schlenker, um wieder auf dieselbe Straße zu kommen und diese weiter zu gehen.

Ortseingang Saneja
Letzter Schatten in Guils
In Guils de Cerdanya angekommen, hat die einzige Bar zu, also leider kein Espresso. So mache ich Pause oberhalb des Ortes im vorerst letzten Schatten eines Baumes.
Kurz dahinter steht auf dem Wegweiser: Refugio Malniu, 2 Stunden.






Es geht in der prallen Sonne steil hoch, aber über einen guten Pfad auf die bevorstehenden Hügel. Es geht auch durch ein verbranntes Waldgebiet am Peransalt, ein trauriger Anblick.
Ein wenig zäh geht es über die Tartera Roja über Wiesen und durch Wälder, wo auch schon die ersten kleinen Schneefelder im Schatten der Bäume zu sehen sind.





Irgendwann sehe ich Fußspuren in meine Richtung, und denke, dass es die von Christel sein könnten. Seit dem Sonntag nach Queralbs haben wir uns leider verloren.

Kurz vor dem Refugio
4 statt der 2 angegebenen Stunden später nach Guils de Cerdanya erreiche ich endlich das Refugio Malniu. Und wen sehe ich vor dem Haus mir entgegenkommen? Christel!
Wir freuen uns, uns wiederzusehen!

Ich erfahre, dass wir praktisch zeitgleich in denselben Orten waren, und sie in Puigcerda Johannes getroffen hat, der auch den GR11 läuft. Johannes sitzt auch vor der Hütte und wir sind uns sofort sympathisch.








Es ist klasse: ein 26 jähriger, ein 44jähriger und eine 59jährige haben sich zur gleichen Zeit den gleichen Weg vorgenommen!
Ohne es auszusprechen, sind wir ab nun zu dritt auf dem GR11 unterwegs.
Für 32,50 Euro checke ich inklusive Diner und Frühstück als letzter Gast ein.


Zeitvertreib von Josep

Die dringend benötigte Dusche befindet sich in einem äußeren Gebäude in einem Keller wo auch der Generator für die gesamte Anlage steht. Ist aber angenehm warm.









Heute sind nur wir drei Gäste. Josep, der Koch, erzählt, dass auf der morgigen Etappe viel Schnee liegt, aber auch, dass gutes Wetter angesagt ist.


Am Refugio laufen jede Menge Pferde frei herum




Also mal sehen, wie weit wir morgen kommen. Encamp, das nächste Ziel, ist zwar nur 15 km entfernt, aber mit vielen Auf-und Abstiegen.
Übernachtung: Refugio Malniu, 32,50 Euro (HP).


Etappe 13, 12.6.2013, 8:00 – 18:00 (~7 h), 14 km
Ref. de Malniu >>Port de Collomer >> Ref. de Malniu

Etappe 13
Voller Motivation es heute bis nach Andorra zu schaffen, sind wir schon um 8 Uhr abmarschbereit. Ich mache noch 1 Abschiedsfoto vom netten und lustigen Wirt Josep, und los geht es.

Josep
 
Es ist ein schöner Weg mit tollen Aussichten im Valltova-Tal bei bestem Wetter.









Doch schon vor der Nothütte Joachin Forch müssen wir die ersten größeren Schneefelder überwinden.


An dem Refugi rasten wir kurz, bevor es weiter zum Estany de la Portella geht.
Je höher wir kommen, umso dichter ist die Landschaft mit Schnee bedeckt.

Als wir das Talende am Estany erreichen, dann der erste Schrecken: der komplette Grat ist rundherum mit Schneewächten durchzogen!

Rinderskelett
Johannes

Wir sind uns zuerst auch nicht sicher, an welcher Stelle man den Pass normalerweise überwindet, Markierungen sind praktisch nicht vorhanden, wahrscheinlich unter dem Schnee auf den Felsen.







Wir studieren die Karte und wissen bald, wo sich der Normalweg über den Portella d’Engorgs zwar befindet, da ist jedoch die Schneewächte etwa 30 Meter hoch. Völlig unmöglich zu machen. Wir entscheiden uns, etwa 300m weiter nördlich ein Geröllfeld hochzugehen, das in einer Felsformation mündet, und fast bis zum Grat überwiegend schneefrei ist. Die Schneekante ist dort nur etwa 5 Meter hoch und hat auch keinen Überhang.

 
Der Aufstieg ist mit Rucksack und Stöcken zum Teil lebensgefährlich, als es vom Geröll zum Fels über die immer noch verschneiten steilen Passagen geht.






Oben angekommen, der zweite Schreck: die Schneekante bis zum Grat ist keine 5, sondern 15m hoch und der Schnee durch die knallende Sonne total seifig aufgewärmt. Links und rechts des Geröllfeldes sehen wir auch mehrere kleine Lawinen abgehen.

Und so eine könnten wir auch auslösen, wenn wir die 15 steilen Meter der Schneekante versuchen würden, und wo man dann landet, sehen wir direkt: am Felsen, wo wir stehen.

An der oberen Felssspitze mussten wir Kehrt machen


Was nun? Der zum Greifen nahe Grat Collet de Sant Vicenc ist ungesichert über die Schneekante viel zu gefährlich, den gleichen Weg zurück können wir auch nicht gehen. Christel schlägt vor, direkt die steilen Felsen herunter zu gehen, dabei aber den abgeschnallten Rucksack Stufe für Stufe hinterher zu nehmen.

Der "Normalweg" verläuft, wo die Wächte ist
Das scheint uns die beste Idee in dieser Lage zu sein. Christel geht, mutig und unerschrocken wie immer, voran.
Doch schon bei der zweiten Stufe entgleitet ihr der Rucksack, stürzt etwa 300m in die Tiefe, knallt gegen den Felsen und bleibt schließlich als kleiner Punkt im Schnee unten liegen. Großer Gott!
Wir sind wirklich in einer sehr gefährlichen Lage!




Christel steigt ihrem Rucksack nach, während Johannes und ich erst mal oben abwarten, Christel will den Weg runter auskundschaften. Nur 15 Minuten später sehen wir sie wieder, als sie bei ihrem Rucksack ankommt. Wir rufen nach unten, wie schwierig der Weg sei, und Christel antwortet: „Ohne Rucksack geht’s!“ Wir lachen und rufen zurück: „Danke!“


 
Johannes und ich machen Teamwork, er steigt eine Stufe vor, nimmt die Rucksäcke entgegen und ich steige nach.









Nach 45 Minuten kommen auch wir unbeschadet unten an und fühlen zusammen eine große Erleichterung, dass uns dabei nichts passiert ist. Beim abgestürzten Rucksack ist lediglich ein Verschluss gebrochen und ein kleines Loch gerissen.
Über die ganzen Schneefelder geht es also wieder zurück zum Refugio Malniu. 3 Stunden nach dem abenteuerlichen Abstieg sind wir wieder bei Josep, der uns ein weiteres Mal lecker bekocht.



Ein wenig enttäuscht, dass man heute 0 km zu Buche stehen hat, aber sehr zufrieden, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben, gehe ich ziemlich kaputt mit Schürfwunden, Sonnenbrand und schmerzenden Beinen um 10 Uhr ins Bett.
Übernachtung: Refugio Malniu, 32,50 Euro (HP).




Etappe 14, 13.6.2013, 9:30 – 20:00 (~ 5h), 19 km
Refugio de Malniu >> Encamp

Etappe 14

Stehe auf und mein Körper schreit förmlich nach einem Ruhetag. Mein Plan war, für heute eigentlich in Andorra eine Pause zu machen. Nach knapp 2 Wochen Wandern am Stück, was eine nicht alltägliche Belastung ist, war ich außerdem noch nie in Andorra und würde gerne den kleinen Pyrenäenstaat in Ruhe kennenlernen.

Doch der GR11-Weg nach Encamp ist nicht möglich, wie gestern erfahren. Ich entscheide mich den Umweg über die Straße nach Encamp zu gehen. Zurzeit der direkteste Weg.
Dafür muss ich bis ins Tal zum Riu Segre an die N260 absteigen. Kaufe mir die fehlende Karte noch bei Josep und verabschiede mich fürs erste von Christel und Johannes, die den gleichen Umweg lieber auf Wanderwegen machen wollen. Aber auf Bald!




Über Meranges, Eller und Cortas komme ich nach Bellever de Cerdanya. In Eller gibt es übrigens eine Quelle, die erwähnenswert ist, an der auch eine Wasseranalyse aushängt. Dass das Wasser aber wirklich gut ist, merkt man sofort, wenn man einen Schluck davon trinkt.

Kurze Rast in Meranges

Weg nach Eller
Weiter auf der Straße laufe ich mir 2 Blasen an den Füßen. Meine Schuhe sind immer noch nass von gestern und der Asphalt trägt sein Übriges dazu bei. Ich kann kaum noch laufen, als ich in Bellever gegen 15 Uhr ankomme.






Da ich streckenmäßig schon längst in Encamp bin, beschließe ich, diesen Umweg mit dem Bus abzukürzen. Ich kann damit leben.

Quelle in Eller
Um 6 Uhr fährt ein Bus nach Encamp und ich setze mich in ein Cafe in Nähe der Haltestelle und habe noch viel Zeit, die ich dafür nutze, mein Tagebuch zu lesen und zu schreiben.

Dabei lerne ich die Besitzerin des Cafes, Cristina, kennen und wir unterhalten uns lange gut. Es stellt sich heraus, dass sie erst vor 10 Tagen eröffnet hat und ich der erste deutsche Gast bin. So landet spontan ein Foto von uns beiden wenige Minuten später im sozialen Netzwerk mittels ihres Smartphones. Die netteste Bekanntschaft auf dem ganzen Weg, wenn ich so sagen darf, ohne eine andere zu schmälern.


Wer einmal in Bellever de Cerduana ist, der besuche unbedingt mal das „Cafe Boh“ von Cristina. In meinem Tagebuch der Wanderung steht jedenfalls dazu: „Mitten in den Pyrenäen finde ich unerwartet einen Ort des guten Geschmacks“.





Der Bus kommt und fährt durch La Vella und Escaldes. Ich bekomme nach 13 Tagen eher einsamen Etappen einen regelrechten Kulturschock. Andorra habe ich mir immer als einen kleinen ursprünglichen Bergstaat vorgestellt. Weit gefehlt, dank Unwissenheit.
Überall Banken, Restaurants und Leuchtreklame an jeder Fassade. Das Las Vegas der Pyrenäen.

In Cortas


Encamp ist ein wenig kleiner als Las Vellas und für mich etwas erträglicher, als es Andorras Hauptstadt wahrscheinlich wäre, nach den bisher eher menschenleeren Etappen.











Miete mich im Hotel Monte-Carlo ein und freue mich zusammen mit meinen Füßen: Endlich Ruhetag!



Pause für die Füsse



Kaufe abends in einem Supermarkt noch Oliven, Käse und auch eine Stange Zigaretten für erstaunliche 26 Euro ein. Der Preis ist so günstig, weil die Mehrwertsteuer in Andorra nur 4% beträgt, was ich heute lerne. Das erklärt das Kaufparadies Andorra, man sieht sehr viele spanische und noch mehr französische Autos.

Bellver de Cerdanya




Abends wasche ich noch alle meine 4 Socken, falle früh ins Bett und bin nur noch froh, Morgen einen freien Tag zu haben.











Übernachtung: Hotel Monte Carlo, 31 Euro (inkl. Frühstück).


14.6.2013 (Ruhetag)
Encamp
Endlich mal Zeit, auch alle restliche Wäsche zu waschen, ein paar Postkarten zu schreiben und meine 2 Blasen aufzustechen, die leider das Gehen etwas erschweren. Den 900 Metern Abstieg in nassen Socken gestern zolle ich nun Tribut.

Rathaus
Esglesia de St. Miguel

Da ich schon mittags merke, dass ich nicht wirklich erholt wäre, wenn ich morgen schon wieder los müsste, verlängere ich vorzeitig meinen Aufenthalt im Monte Carlo um einen Tag.




Da mein rechter Fuß etwas geschwollen ist von den 14 Tagen am Stück laufen, scheint mir das das Beste zu sein. Durch diesen weiteren Ruhetag habe ich noch weniger Zeit, um den Atlantik in diesem Jahr zu erreichen. Besser gesagt: Es ist nun gewiss, dass ich dieses Jahr den Atlantik zu Fuß nicht erreiche. Ich denke nach, was ich nun tun soll, denn meine blonde Planung mit 33 Tagen wird definitiv nicht aufgehen, das ist hier schon in Andorra nach 14 Tagen klar.
Letztlich entscheide ich mich dafür, dieses Jahr soweit zu kommen, wie es das Wetter und alle anderen Umstände erlauben, und 2 Tage vor Abflug per Bus nach Bilbao zum Flieger zu reisen.
Den Rest des Weges will ich im nächsten Jahr absolvieren. Für mich ist das jetzt das neue Ziel. Den Weg zum Atlantik will ich auf jeden Fall laufen!
Und somit steht jetzt schon fest, was ich 2014 mit meinem Urlaub anfangen werde.
Übernachtung: Hotel Monte Carlo, 31 Euro (inkl. Frühstück)


15.6.2013 (Ruhetag)
Encamp
Mit dem neuen Plan, wie ich den GR11 nun doch schaffe, stehe ich auf und fühle mich zuversichtlich, meine Idee vom letzten Jahr doch zu meiner Zufriedenheit zu realisieren. Alles ist gut, und der Stress wegen Zeitdruck im Hinterkopf fällt ab.

Sehe mir in aller Ruhe Encamp von allen Seiten an und finde schon mal den Einstieg für Morgen. Es herrscht Sommerwetter, 25°C und blauer Himmel. Meine Füße pflege ich durch regelmäßige kalte Duschen, und so erholen sich diese langsam auch.





Der zweite Ruhetag verschafft mir deutliche Erholung, und so kann ich es kaum erwarten morgen wieder auf dem Weg zu sein.
Abends gönne ich mir im Restaurant des Monte Carlo ein 4-Gänge Diner. Die Rechnung überrascht mich nach der Leckerei aber dann doch noch: 10 Euro, inklusive Espresso nach dem Mahl.
Monte Carlo ist ein wirklich gutes Haus und empfehlenswert.
Übernachtung: Hotel Monte Carlo, 31 Euro (inkl. Frühstück).



Etappe 15, 16.6.2013, 9:30 – 17:30 (~ 6h), 17 km
Encamp >> Arinsal


Der Tag beginnt sonnig und nach einem weiteren und letzten guten Frühstückbuffet im Monte Carlo, geht’s gut gelaunt endlich weiter. Zum Coll d’Ordino geht’s teilweise steil aufwärts, eine schweisstreibende Angelegenheit bei dem sonnigen Wetter. Oberhalb von Encamp mache ich eine erste Rast und schaue mir nochmal die Stadt von oben an. Das Rathaus, was auch aus der Ferne wie ein überdimensionaler Flachbildfernseher aussieht, wirkt immer noch sehr speziell auf mich.

Encamp von oben

Der weitere Weg hoch zum Pass ist zwar steil und anstrengend, ich bin aber froh, wieder auf dem Weg zu sein.
Statt den angegebenen 2 Stunden benötige ich doppelt so lange bis oben, aber die Streckenangaben weichen erfahrungsgemäß manchmal stark von der Realität ab.





Oben am Coll angekommen mache ich eine längere Pause und genieße die gute Fernsicht.
Runter nach Ordino sind einige Wanderer unterwegs, und die Grillplätze, die man passiert, sind gut besucht, es ist merklich Sonntag.

Coll Ordino
In Ordino gibt es zum Espresso auch noch mit Cornichons gefüllte Oliven, eine gute Variante.
Weiter über La Massana erreiche ich 75 Minuten später Arinsal. Viel Auswahl gibt es an offenen Unterkünften hier noch nicht, aber das Hostal Comapedrosa hat geöffnet, und ich miete mich für 20 Euro inkl. Frühstück ein.

 
Direkt vor meinem Fenster rauscht der leicht angeschwollene Rio Pollos in einer Lautstärke, dass das Fenster wohl heute Nacht zubleiben wird.
Abends habe ich über SMS Kontakt zu Christel und Johannes, und erfahre, daß sie in Ordino, also ganz in der Nähe sind.




Da niemand weiß, wie zugeschneit der 2700m hohe Pass de Baiau ist, zu dem ich morgen früh aufbrechen will, verbleiben wir, dass ich die beiden auf dem Laufenden halte, was ich oben vorfinde.
Im Restaurant des Comapedrosa esse ich sehr gut zu Abend und gönne mir an der Bar einen Cocktail.
Die Blasen an den Füssen spüre ich zwar noch, aber es ist erträglich.
Übernachtung: Hostal Comapedrosa, 20 Euro (inkl. Frühstück)


Etappe 16, 17.6.2013, 9:30 – 17:00 (~ 5h), 16 km
Arinsal >> Ref. De Comapedrosa >> Pal >>Xixerella

Etappe 16
Starte bei schönem, sonnigem Wetter Richtung Refugio Comapedrosa, ohne zu wissen, wie es heute da oben ausgehen wird.

Kurz vor dem Aufstieg
Blick auf die Skipiste von Arinsal
Ich komme gut voran, und bei etwa 1900m Höhe kommt mir ein Passauer entgegen, der etwas weiter oben am ersten Schnee umgedreht ist, da er nur in leichten Trekkingschuhen unterwegs ist.





Ein paar Minuten später kommen mir 3 weitere süddeutsche Wanderer entgegen. Sie kommen von der anderen Seite des Passes und erzählen vom guten Wind, permanenten Schneefeldern, aber auch, dass der Weg machbar sei. Allerdings haben sie Steigeisen, Pickel und weiteres Winterequipment dabei, was ich nicht habe.


Und als ich 50 Meter weiter oben an das erste lange Schneefeld komme ist mir klar, dass es ohne Steigeisen aussichtslos ist. Bin noch 700hm vom Pass entfernt und der Schnee wird nicht weniger werden.








Ich muss umkehren und just in diesem Moment meldet sich Johannes mit einer SMS, dass die beiden erst gar nicht hochkommen würden. Sie waren bei der Touristeninformation und haben dieselben Informationen erhalten, die ich mittlerweile weiß. Sie haben sich direkt danach entschieden, einen Umweg weiter südlich zu versuchen.

An diesem Schneefeld hiess es umkehren
Ich studiere die Karte und beschließe Richtung Pal zu gehen, um später über die Passstraße nach Tor und Alins zu kommen.
Als ich gegen 4 Uhr nachmittags in Pal ankomme regnet es bereits eine halbe Stunde. Ich gehe in die erste Bar, die mir entgegenkommt und frage nach einer Unterkunft im Ort. Es gibt nichts, höre ich. Die Straße zu dem noch 30km entfernten Alins sei auch schneebedeckt und unpassierbar und ich solle lieber kehrt machen, denn „das ginge zu Fuß nicht“, sagt die Wirtin.

So gehe ich 2km zurück zum Camping Xixerella, wo ich eine Blockhütte anmiete, da ich nicht im Regen zelten will.
Auf dem Campingplatz gibt es einen kleinen Lebensmittelladen, und, was noch einladender ist: einen überdachten Swimmingpool direkt gegenüber meiner Holzhütte! Ich packe nur die Badehose und mein Handtuch aus dem Rucksack und bin 1 Minute später im Wasser. Das tut richtig gut, vor allem mal ganz andere Muskeln zu bewegen als bisher, und die geschundenen werden so auch ein wenig entspannt. Nach geschätzten 30 Minuten gehe ich aus dem Wasser, und stelle fest, dass ich doch 1 ganze Stunde im Pool war.


Symbol des Tages: hier ist viel Schnee!
Ich setze mich anschließend auf die kleine überdachte Terasse der Blockhütte und schau mir nochmal die Karte an. Darauf sehe ich, dass die Straße bis nach Alins durchgehend normalerweise auch für Autos befahrbar ist. Straße ist kein Wanderpfad, denke ich, also mehrere Meter breit und somit selbst bei Schnee besser zu bewältigen, als Schneefelder mit schmaler Trittfläche im Gefälle. Ich werte die Aussage der Wirtin aus Pal schließlich als übertrieben und werde meinen Plan, über den Port de Cabus zu gehen, morgen versuchen.

Seit einer Woche bin ich kaum vorwärts gekommen, was mich nicht wirklich zufrieden stimmt. Aber so ist das in den Bergen, da bestimmen andere Faktoren das Vorankommen.
Am Abend ruft mich Johannes noch an. Die beiden sind irgendwo in der Nähe von La Massana und haben sich morgen den gleichen Weg vorgenommen wie ich. Meine Stimmung steigt augenblicklich, als ich das höre. Und voller Vorfreude, uns vielleicht morgen schon wiederzusehen, verabreden wir, dass der Erste am Pass Cabus ein Zeichen hinterlässt.

Das Zeichen für den morgigen Tag
Da ich streckenmäßig etwa 1 Stunde weniger zum Pass habe, denke ich, dass ich vorher da sein müsste und mache ein kleines Tütchen mit Kräuterbonbons fertig, die ich am Cabus als Zeichen hinterlassen will.
Lege noch einen Zettel gut lesbar in das transparente Tütchen, wo drauf steht: „Für Christel+Johannes“.

Ich freue mich sehr, meine „Compagneros“ morgen wiederzusehen, und gehe, den Wecker auf 6 Uhr gestellt, zufrieden in das klappbare Sofabett der Hütte.
Übernachtung: Blockhütte Camping Xixerella, 60 Euro (ohne Frühstück).



Etappe 17: 18.6.2013, 8:00 – 18:00 (~ 9h), 33 km
Xixerella >> Alins

Etappe 17
Mein Wecker klingelt zwar nicht um 6 Uhr, aber ich werde auch so wie geplant wach. In der Nacht kam ein Gewitter auf und im Tal des Campingplatzes hallte der Donner viel lauter, als ich das von zu Hause her kenne. Trotz des mehrmaligen Wachwerdens in der Nacht bin ich gut ausgeschlafen und fühle mich fit.

Oberhalb Xixerella, durchnäst durch den Regen

Der erste Blick durchs Fenster verrät allerdings trübes Wetter, alles nass, es regnet ohne Pause.
Ich bereite mir den letzten verbliebenen Nescafe und bin um 7 Uhr schon abmarschbereit auf der Veranda. Doch es will nicht aufhören zu regnen.
Da so eine Tour aber keine Schönwetterveranstaltung ist, setze ich mir 8 Uhr als spätesten Zeitpunkt zum Starten. Regen hin oder her. Und als hätte Petrus etwas Mitleid mit mir, beruhigt sich der Himmel und ich gehe noch kurz vor 8 Uhr im Trockenen los.







Zum zweiten Mal in Pal angekommen, sehe ich nur 500m hinter der Bar vom Vortag ein Hostal, das offen hat. Sehe einen Gast aus dem Fenster schauen und das „Geöffnet“-Schild am Eingang, und die Tür steht auch offen. Soviel zum Thema „keine Unterkunft in Pal“.
Ich hadere noch kurz mit der Desinformation der Wirtin von gestern, gehe aber Richtung Coll de Botella weiter.

Strasse nach Coll Cabus

Kurz hinter Pal fängt es wieder zu regnen an, aber das kann mir die gute Laune nicht vermiesen. Es geht vorbei an einer Skistation, wo ich unter den stillgelegten Sesselliften kurz Unterschlupf für einen Zwischen-Snack finde, bevor am Coll de Botella der Weg um das Tal herum zum Cabus los geht.





Die Straße ist vom Winter ziemlich mitgenommen und an manchen Stellen türmt sich noch der Schnee. An den Schildern für die Radrennfahrer alle 500m kann ich ablesen, wie weit der Pass noch entfernt ist.
Am Coll de Cabus angekommen, platziere ich die Tüte Bonbons am höchsten Punkt und letztem Schild.

Roter und schwarzer Punkt am klettern



Beim Blick zurück ins Tal sehe ich zwei kleine Punkte, die sich das Tal hochbewegen. Der eine rot, der andere schwarz. Ich vermute, dass es Christel und Johannes sein könnten, und warte noch 15 Minuten, sehe aber dann, dass die Punkte noch so weit entfernt sind, dass es bestimmt noch 1 Stunde dauert, bis sie oben sind.








Da ich mittlerweile ausgekühlt bin, gehe ich weiter. Es gibt hier eh nur diesen einen Weg über den Pass Richtung Alins, und wenn es Christel und Johannes sind, holen sie mich bestimmt bald ein.

Tor

Hinter Tor, wo der einzige Einwohner, den ich sehe, eine Vogelscheuche ist, lege ich nach 7 Stunden zum ersten Mal den Rucksack ab und mache eine längere Rast. Sitze bei einem Apfel am stark angeschwollenen Bach La Nuega de Tor, und schon 20 Minuten später sehe ich die vormaligen Punkte als Christel und Johannes daherkommen.



Da kommen die Punkte...


Das Wiedersehen ist schön und wir freuen uns, als „Companeros“ des GR11 wieder zu haben!
Es geht wieder zusammen weiter und es gibt einiges zu erzählen!









 

Doch das Wetter will ein wenig stören, es hagelt u.a. auf dem Weg nach Alins.




Das versauert uns die Laune aber genauso wenig wie die Tatsache, dass wir in Alins nur ein Hotel zur Auswahl haben.
Hotel Montana, wo wir einchecken.
Das Tal von Alins ist sehenswert: die Berge steigen von allen Seiten steil hinauf und man fühlt sich dort wie vor der Welt versteckt.
Abends regnet es und ich kann daraufhin ein paar schöne Licht- und Nebelspiele der Berge fotografieren.

Ein tolles Schattenspiel der Berge (Alins)
Am rechten Fuß habe ich mir eine neue Blase gelaufen. Doch die soll mich nur noch heute Abend ein wenig stören.
Übernachtung: Hotel Montana, 42 Euro (inkl. Frühstück).


Etappe 18, 19.6.2013, 9:15 – 19:00 (~ 9h), 22 km
Alins >> Tavascan

Etappe 18
Das Wetter ist heute Morgen prima, es sieht auch nicht nach Regen aus. Wir frühstücken und gehen die 5 km nach Areu die Straße lang. Ich filme und fotografiere noch den stark angeschwollenen Bach La Noguera de Vallferrera und komme dadurch 5 Minuten später in Areu an, wo Christel und Johannes bereits im kleinen Lebensmittelladen einkaufen.

Kurz vor Areu
Reinhold
Ich trinke noch 1 Espresso nebenan vor dem Cafe, während die beiden schon mal vorgehen. Während ich draußen in der Sonne beim Espresso sitze, kommt ein Hund zu mir und beschnuppert mich. Es ist ein schöner Berner Sennenhund.






2 Minuten später gehe ich auch los, und der Hund begleitet mich noch ein paar Meter auf der Straße bis zum Einstieg zum Coll de Tudela. Das erste Stück geht etwas steiler hoch, aber auch auf diesem Abschnitt begleitet mich der Hund.

Selbst als es die Serpentinen auf dem Forstweg Richtung Bordes de Costuix geht, weicht mir der Hund nur von der Seite, um an einem der Bäche etwas zu saufen. Ich weiß die ganze Zeit über nicht, was ich mit dem Hund nun anfangen soll. Meine Aufforderungen „Vete abacho!“, also „Geh zurück!“ werden von ihm konsequent überhört. Er folgt mir schließlich 3 Stunden lang bis zum Pass auf über 2200m. 

Oberhalb der Wassergrenze

Als die ersten kleinen Felder mit Schnee kommen, frisst der Hund diesen, da es so weit oben kein Wasser mehr gibt, ihm aber vor Hitze die Zunge fast bis auf den Boden hängt.
Schon ab dem Gehöft Costuix sehe ich keine Fußspuren mehr auf dem Weg, ich nehme an, dass die beiden unterwegs eine Markierung übersehen haben und gerade einen Schlenker machen. So will ich wie abgemacht auf dem Pass auf sie warten.

Reinhold am Coll de Tudela
Oben angekommen setze ich mich ins Gras und füttere den treuen Wander-kollegen mit ein wenig alter Salami und mit Wasser getränktem Brot, als zuerst Johannes am Pass ankommt: „Wo hast du den Hund auf einmal her?“ fragt er sichtlich verwundert, und ich erzähle ihm von unserem gemeinsamen Aufstieg.

Als eine Minute später Christel dazukommt sind wir schon zu dritt ratlos, was nun mit Reinhold, so nennen wir ihn wegen seiner guten Kletterleistung, zu tun ist. Wir machen nichts und sehen einfach, was noch so passiert…

Es geht 1200m abwärts vom Tudela, und ich bin sehr dankbar, dass der Weg recht moderat absteigt und ich so meine Blase am rechten Fuß nicht spüren muss. Christel und Johannes sind viel schneller unterwegs und Reinhold läuft nun mit ihnen, immer vorne weg!

In Boldis Sobira treffen wir bei einer Rast wieder zusammen und haben anschließend einen der bisher schönsten Abschnitte des GR11 zum genießen: schmaler Pfad direkt am Hang und eine Aussicht ins Lladorre-Tal, unbezahlbar.







Im letzten Teil vor Tavascan sind die drei wieder einige Minuten voraus.





Als ich im Zielort ankomme, sehe ich Christel und Johannes zwar draußen an einem Tisch vor einer Bar sitzen, aber der gutmütige Reinhold ist weg! Es stellt sich schließlich heraus, dass Reinhold häufiger die Wanderer von Areu nach Tavascan „begleitet“. Und beim Eintreffen in den Ort kam direkt ein Mann an, der den Hund kannte und mitgenommen hat. Er will das Herrchen von Reinhold anrufen, damit dieser seinen Berner Sennenhund mal wieder in Tavascan abholen kommt.

Endlich wieder Wasser!


Ein schönes Erlebnis, und ich denke mir, wenn ich ein Hund wäre, würde ich mir auch so ein „Hobby“ suchen.





 

Wir checken im Hotel Llacs de Cardos ein, kein besonderes Zimmer, aber das Essen ist prima und wir beschließen diesen tierischen Tag samt schöner Geschichte bis 11:30 Uhr an der Bar bei ein paar Bier.


Kurz vor Tavascan

Übernachtung: Hotel Llacs de Cardos, 40 Euro (HP).



Etappe 19, 20.6.2013, 10:30 – 18:30 (~ 5h+2), 14 km
Tavascan >> Estaon

Etappe 19

In der Nacht werde ich ständig wach, mir ist kalt, die Bettdecke ist zu dünn. Leicht verschlafen gehe ich um halb neun zum Frühstück ins Haus gegenüber. Das Wetter sieht nicht wanderfreundlich und eher nach Regen aus. Christel und Johannes sind mit Frühstücken schon fertig, als ich zum Tisch komme, und da sie nicht auf mich warten sollen, verabreden wir, dass sie vorgehen.

Erster Abschnitt aus Tavascan heraus
Tavascan
Sie erzählen mir noch, dass sie Reinhold an einer Laterne vor dem Haus abholfertig angebunden gesehen haben, als sie zum Frühstück sind. Als ich daran vorbeiging, war er aber bereits weg und abgeholt.







Der Weg nach Lleret ist sehr schön, auch wenn es immer wieder mal regnet. Man hat einen schönen Ausblick ins Tal des Riu de Lladorre. In Lleret stelle ich mich kurzerhand für 15 min unter einen Baum, als ein Schauer runterkommt. Danach bessert sich aber dasWetter und der restliche Weg soll trocken weitergehen.

Der obere Teil vom Col de Jeu läuft sich auf beiden Gipfelseiten eher unschön. Die Wege sind tief ausgespült und durch das viele Vieh da oben geprägt. Man geht zwangsläufig selbst wie ein Vieh dadurch, was weniger angenehmen ist.






Hinter dem fotogenen Geisterdorf Bordes de Nimbros hört plötzlich der Weg auf. Man läuft entlang des Baches Riu de Peracalc, der offensichtlich überdurchschnittlich viel Wasser führt, und an einem Felsen direkt am Bach ist der Pfad weggespült. Der Felsen ragt einfach senkrecht ins wilde Wasser, wo sich sonst der Weg befindet.

Bordes de Nimbros...
... ein Geisterdorf
 Ich versuche 2 Stunden lang, einen Weg zu finden, und überquere dabei sogar den Bach mehrmals mit nackten Füßen an einer eben noch möglichen Stelle, aber vergeblich.
Weder über den Hang davor noch auf der anderen Seite finde ich einen Ausweg.





Das Tal ist eng und steil und jeder Versuch endet in einer Sackgasse.
Ich schaue mir auf der Karte die Alternative an und stelle fest, dass diese mindestens 1 Tag Umweg benötigt.

Kurz vor dem weggespülten Pfad
Dafür muss ich zurück zum Geisterdorf, da beginnt der Alternativweg entlang des Riuet de Burgo. Wieder bei Bordes de Nimbros, schalte ich instinktiv mein Handy ein. Und, oh Wunder, ich habe einen Balken Empfang! Schreibe Johannes eine SMS und frage nach, wie und ob sie dieses Hindernis gemacht haben, und wo sie überhaupt sind. Prompt ruft er an und sagt mir die Lösung: den dicht bewachsenen und unüberwindbar aussehenden Felsen hoch, ein wenig robben und man ist wieder auf dem Weg. So einfach also!



Ich habe vorhin genau diese Möglichkeit als einzigen Weg ausgeschlossen. Nur, weil es von unten aus betrachtet unmöglich aussah. Den Satz „Das kann nicht sein!“, habe ich an diesem Tag aus meinem Wortschatz gestrichen. Denn am Felsen zurück, benötige ich keine 5 Minuten, um wieder auf dem intakten Weg Richtung Estaon zu sein. 30 Minuten später stehe ich vor dem Refugi bei meinen Companeros. Das war Teamwork trotz Entfernung.

Estaon, ein schöner Ort
Im Refugi sind wir die einzigen Gäste, und werden hervorragend im schönen Haus vom jungen Eigentümer-Paar bewirtet. Mit einem Glas Rotwein lassen wir diesen bemerkenswerten Tag ausklingen.




Übernachtung: Refugio Estaon, 30 Euro (HP).



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